CDU informierte interessierte Bürgerinnen und Bürger über das neue Abfallwirtschaftskonzept
Umfassende Änderung des Abfallwirtschaftskonzepts 2018
Informationsveranstaltung des CDU Ortsverbands Bad Breisig fand große Resonanz
Bis auf den letzten Platz besetzt war der Jugend- und Kulturbahnhof, als der Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Bad Breisig, Norbert Heidgen, interessierte Bürgerinnen und Bürger am 5. Mai begrüßte und den Referenten des Abends, den Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs Ahrweiler, Herrn Sascha Hurtenbach, vorstellte.
Dieser veranlasste seine Zuhörer — unter ihnen der Landtagsabgeordnete Guido Ernst, Verbandsbürgermeister Bernd Weidenbach und Ortsbürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch — gleich zu Anfang zum Schmunzeln mit dem Bekenntnis „Müll ist mein Leben, Abfall meine Leidenschaft“. Sein einleitender Vortrag, dem eine lebhafte, teils emotionale Diskussion folgen sollte, startete er mit der provokanten Frage: Neues Gebührenkonzept – Besser selbst entsorgen?
Dem folgten weitere 12 Fragen und Antworten mit geballten Informationen rund um die Änderung des Abfallwirtschaftskonzepts.
Gebührenstabilität versus Kostendeckungsprinzip
Sascha Hurtenbach wies darauf hin, dass die Abfallgebühren im Kreis Ahrweiler seit 9 Jahren stabil geblieben sind. Dem steht im gleichen Zeitraum eine allgemeine Preissteigerung von 25% entgegen. Dies führte zwangsläufig seit 2015 zu Verlusten, die der AWB aktuell nicht mehr kompensieren kann. Das Kostendeckungsprinzip sowie der Umstand, dass die Verträge mit dem Entsorger Remondis in diesem Jahr enden, führten zwangsläufig zu neuen konzeptionellen Überlegungen.
Es ist eine Binsenweisheit, so Sascha Hurtenbach, dass die Entsorgungskosten von der Abfallmenge abhängen. Dabei steht besonders der Restmüll im Fokus, beträgt doch sein Volumen im Kreis Ahrweiler jährlich ca. 18.000 Tonnen, die Entsorgungskosten in Höhe von ca. 150€ pro Tonne verursachen. Die Entsorgung der ca. 5.000 Tonnen Verpackungsmüll ist über das Duale System gedeckt und die etwa 10.000 Tonnen Altpapier lassen sich derzeit sogar für ca. 75€ pro Tonne als Rohstoff vermarkten.
Sortieranalyse mit Überraschungen
Kernproblem und Kostentreiber ist die Restmüllmenge. Wesentlich, so Sascha Hurtenbach, ist das sorgfältige Sortieren des Abfalls. Ziel des neuen Konzeptes ist es, die Restmüllmenge um 50% zu reduzieren. Das ist keine Utopie, wie das überraschende Ergebnis einer erst kürzlich durchgeführten Sortieranalyse von 120 Restmülltonnen in Ahrweiler zeigt. Was die eifrigen Mitarbeiter des AWB, um deren Job sie aus dem Publikum niemand beneidete, zu Tage förderten zeigte, dass im Durchschnitt ein Drittel des Behältervolumens nicht genutzt wurde und nur ca. 25% der Befüllungen aus echtem Restmüll bestanden. Die übrigen Inhaltsstoffe waren Biomüll, Verpackungen, Altglas, Pfandflaschen und Papier.
Verursacherprinzip, freie Wahl der Behältergröße und Gutschrift für Altpapier
Daraus folgt nach Sascha Hurtenbach, dass zukünftig konsequente Mülltrennung und der Weg weg von der Gebührenbemessung nach Haushaltsgröße, hin zum Verursacherprinzip die einzig zukunftsträchtige Lösung im Interesse aller ist. Das bedeutet konkret, dass zukünftig neben den 4‑wöchigen Leerungen der Restmülltonne als Basisleistung weitere Leerungen oder alternativ eine größere Tonne, wie auch andere Zusatzleistungen, z.B. ein Express-Service für die Sperrmüllabfuhr, gegen Kostenerstattung erfolgen. Als Bonbon stellte er im Gegenzug eine jährliche Gutschrift für Altpapier in Aussicht. Dies soll mit Hilfe eines Zuordnungschips in der Papiertonne und Gewichtsermittlung des Altpapiers am Müllfahrzeug erfolgen.
Gebührenerhöhung – mehr illegale Entsorgung?
Die alle Zuhörer interessierende Frage, wie hoch denn zukünftig die Abfallgebühren ausfallen werden, konnte Sascha Hurtenbach mit dem Hinweis auf die noch laufende Ausschreibung der Entsorgungsleistungen nicht beantworten. Auf eine Gewissheit wies er in diesem Zusammenhang jedoch hin, dass nämlich eine konsequente Mülltrennung zur individuellen Kosteneinsparung beitragen wird. Den Hinweis aus der Zuhörerschaft, dass man wohl zukünftig beim Waldspaziergang und auf Parkplätzen vermehrt mit Müll konfrontiert werden wird, konterte Sascha Hurtenbach mit dem Hinweis, dass in den Regionen, die dieses System bereits eingeführt haben, ein statistischer Nachweis über einen Anstieg der illegalen Abfallentsorgung nicht geführt werden kann.
Brötchentüten ins Altpapier, Speisereste in die Biotonne
Die im Anschluss an den überaus informativen und kurzweiligen Vortag entbrannte lebhafte Diskussion ließ erahnen, wie emotional besetzt das Thema Abfallentsorgung ist. Den Hinweis, z.B. Fleischreste in die Biotonne zu geben, wurde von Einigen mit Verwunderung aufgenommen. Die Fraktion der Eigenkompostierer fragte, was denn mit Speiseresten geschehen solle und ob denn nicht eine Ungezieferplage heraufbeschworen würde. Auch dafür gibt es Lösungen, die aber aufwendig sind, so Sascha Hurtenbach. Er riet dazu, sich doch einmal Gedanken über die Nutzung einer Biotonne zu machen, beläuft sich der monatliche Preis dafür aktuell doch lediglich auf dem Wert einer Schachtel Zigaretten. Zudem wird die wöchentliche Leerung der Biotonnen ab dem nächsten Jahr um weitere zwei Monate verlängert.
Ein besonders kreativer Tipp einer Zuhörerin zur Altpapiertonne sorgte für Belustigung. Schlug sie doch vor, das Altpapier zur „Erstattungsoptimierung“ vor der Abfuhr ordentlich zu wässern und damit das Gewicht zu erhöhen. Offenbar scheint die neue Gebührenordnung zumindest die Kreativität einiger Mitbürger zu fördern. Hurtenbach konterte jedoch, Mechanismen würden diesen Missbrauch zu verhindern wissen.
Auf eine besorgte Nachfrage zur Einführung der Pflegetonne für Haushalte mit pflegebedürftigen Menschen und Kleinkindern versicherte Sascha Hurtenbach, dass eine Kennzeichnung zwar unumgänglich sei, diese aber unauffällig gestaltet wird, um eine Diskriminierung auszuschließen.
Abschließend bot er für individuelle Entsorgungsprobleme ein persönliches Gespräch an und appellierte an seine Zuhörerinnen und Zuhörer, dem neuen Gebührenkonzept eine Chance zu geben.
„Wir sind auch offen dafür, eventuelle Fehler zu korrigieren.“
Norbert Heidgen gab in seinem Schlusswort zu, vor dem Vortrag nie gedacht zu haben, dass Abfallentsorgung ein so spannendes Thema sein könnte. Er dankte dem Referenten für den engagierten und spannenden Vortrag und den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern für die lebhafte Beteiligung an der anschließenden Diskussion.